Psychotherapie ist Teamarbeit
Der Psychotherapeut kann dem Pat. zwar „den Steigbügel halten“. Aber auf das Pferd steigen und reiten muss der Pat. selbst. Insofern ist vom Pat. eine erhebliche Motivation, Mitarbeit, zum Teil auch Risikofreude und „Leidensfähigkeit“ verlangt. Der Therapieerfolg hängt insofern wesentlich auch von der Mitarbeit des Pat. ab. Auch ist eine Therapie kein Kaffeekränzchen und kann als Arbeit an sich selbst recht anstrengend sein. Es werden schlechte Erinnerungen aus der Vergangenheit wach gerufen und auch Gefühle ausgelöst, die teilweise über einen gewissen Zeitraum auch belastend sein können. Dies ist jedoch für einen guten Zweck, nämlich z.B. für die Verarbeitung von Traumata, Trauer, Vergangenheit und zwecks eigener Grenzüberschreitung, zum Beispiel zur Überwindung von Ängsten. Dabei werden Methoden eingesetzt (z.B. Konfrontations- und Provokationstechniken), die den Pat. ziemlich fordern und herausfordern können. Hierbei ist es wichtig, dass der Pat. nicht nur damit einverstanden ist, sondern dann später auch weiß, diese Maßnahmen in seinem Empfindlichkeitschema richtig einzuordnen. Es kommt auch zur Übertragung und Gegenübertragung und zu Aussagen des Therapeuten, die der Pat. vielleicht nicht gerne hört und die dann doch die „Wahrheit“ darstellen könnten.
Ohne echten Leidendruck ist keine Therapie sinnvoll und möglich. Sie ist der Motor für Veränderung der eigenen Person, des Verhaltens und der Beseitigung eigener ungünstiger Gewohnheiten und Lebenseinstellungen. Sie ist auch der Motor, um die Therapie regelmässig und mit zunehmender Freude durchführen zu können. Weil der Leidensdruck zu Anfang und innerhalb einer Psychotherapie so wichtig ist, hängt in meinem Behandlungszimmer (schon seit Anfang meiner Berufstätigkeit) für jeden Pat. sichtbar der Spruch:
„es gibt so viele Gründe
alles beim Alten zu lassen,
nur einen einzigen,
doch endlich etwas zu verändern:
man hält es einfach nicht mehr aus !!!!“
Andererseits gibt es innerhalb der Therapie auch viel Halt, Freude, Gefühle des Könnens, Schaffens, des Genusses, der Geselligkeit, der Gemeinschaft, der hilfreichen Erkenntnis, der inneren Motivation, des Selbstbewusstseins, der Selbstzufriedenheit, Gefühle der Freude am Lernprozeß, am Vorankommen, am Tun, am zunehmend besseren Zustand, Gefühle der Freude an sich selbst, Gefühle der Freude, dass das eigene Leben wieder lebenswert ist, Gefühle der Kontrolle und Selbsteffizenz, der Zufriedenheit, des rundum vorhandenen Wohlbefindes…