Psychotherapie im Alter
Notwendigkeit, Effektivität, bisherige Vernachlässigung
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Vernachlässigung einer wichtigen Therapiegruppe: (Anmahnung in diversen Publikationen/viele negative Konsequenzen durch Behandlungsnotstand) lebenslange Lernfähigkeit und Wichtigkeit der Lebensqualität im Alter durch Psychohygiene. In Ermangelung einer adäquaten Behandlung suchen die Pat. häufig überproportional im Quartal den Hausarzt auf
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Gesundheit und Psyche: Auch und gerade bei älteren Menschen gilt der allgemein anerkannte Grundsatz, dass zur Aufrechterhaltung der Gesundheit und des Wohlbefindens die Psyche eine entscheidende Rolle spielt
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Lern- und Therapiefähigkeit älterer Menschen: Die systematische wissenschaftliche Forschung hat gezeigt, dass ältere Menschen im Durchschnitt lebenslang lernfähig bleiben und dass ältere Patienten mindestens genauso erfolgreich psychotherapeutisch behandelt werden können wie jüngere Patienten
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Bis heute sind negative Altersstereotype sehr weit verbreitet. Daher ist es wichtig, an einem positiven und gesundheitsfördernden Alterssterotyp durch Psychotherapie zu arbeiten
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pathologisches Altern vs. optimales, erfolgreiches Altern: produktives Bilanzieren, weitreichende Autonomie, Lebenszufriedenheit, Erreichen weiterer individuell gewünschter Lebensziele, gibt eine gesunde und eine ungesunde Rückschau auf das Leben und die produktive muss häufig psychotherapeutisch vermittelt werden
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Themenkreise: psychische Alterungsprozesse - traumatische Erlebnisse aus dem gesamten bisherigen Leben (können über Jahrzehnte bis ins höhere Alter bestehen bleiben) - motivationale und emotionale Veränderungen im Alter --- Rückgang der verhaltenskontingenten Verstärkung im Alter - erlernte Hilflosigkeit - Reue und das Finden von Abschlüssen
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Häufige psychische Erkrankungen im Alter:
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Depression und Altersdepression (ältere Menschen weisen auch eine erhöhte Suizidrate auf) - Angststörungen (klinischer Stellenwert im Alter wird häufig unterschätzt!!) --- Schlafstörungen - Sexuelle Probleme und Dysfunktionen - Zwangsstörungen (gehört zu den Angststörungen) - somatoforme Störungen (z.B. Schmerzstörungen) - Substanzmissbrauch und- abhängigkeit (z.B. Alkohol, Medikamente) - Anpassungsstörungen - altersassozierte Gedächtnisstörungen - komplizierte Trauer
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Wichtigkeit die psychischen Krankheitssymptome nicht auf den Alterungs-prozess, sondern auf die spezifische (psychische) Erkrankung zurückzuführen
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Einige ausgewählte Methoden : - Entspannungstrainings bei denen angenehme Ereignisse im Vordergrund stehen - Verhaltenstherapeutische Verstärkerpläne - kog. Umstrukturierung - emotionale Verarbeitung durch das Benennen und Ausdrücken von Emotionen - Lebensrückblickinterventionen (unerledigtes wird besser behalten als abgeschlossenes/das Traumatische überlagert und verdrängt das Positive) - fokussieren auf die positiven Aspekte der Lebensgeschichte - Selbständigkeitsinterventionen - Kognitives Trainingsprogramm - Trainingsprogramm für Inkontinenz
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Kombinierte Einzel- und Gruppenbehandlung (Kleingruppe: 4 Personen): von namhaften Forschern vorgeschlagen als effektiver und den psychologischen Störungen und altersbezogenen Rahmenbedingungen als angemessener anzusehen (siehe auch Hautzinger, 2002): - mehr soziale Verstärker in der relativ altershomogenen Gruppe - Aufgabe der häufig zunehmenden Isolation - grössere Lernmotivation durch die soziale Unterstützung in der Gruppe - besseres Verständnis und Akzeptanz der eigenen Situation durch andere Menschen mit ähnlichen Alters- und Alltagsproblemen - heilende Wirkung des identischen, ehrlichen Austauschs der Pat. - Rückenstärkung durch mehrere andere Menschen, nicht nur durch den Therapeuten - qualifizierte Rückmeldungen durch andere Menschen, die auch im Leben stehen und neue, glaubhafte Aspekte reinbringen können - Modell-Lernen am Beispiel des anderen Menschen - gemeinsames Aufsuchen schwieriger und ansonsten vermiedener Situationen - Motivationshilfe und Motivationsschub durch soziale Verpflichtung - besondere therapeutische Schubkraft der sozialen Unterstützung - die meisten Probleme von Menschen haben direkt oder indirekt auch im Alter mit anderen Menschen zu tun - nicht mehr alleine sein und sich alleine als seelisch belastet oder gestört zu empfinden und den angeblich Gesunden im eigenen Lebensrahmen als “psychisch Kranker” oder “psychisch Gestörter” (“Verrückter”) gegenüber zu stehen - Toleranz entwickeln gegenüber anderen, auch gegenüber psychisch belasteten Menschen und einen besseren Umgang dazu zu bekommen, dann bekommt man zusätzlich auch einen besseren Umgang zu sich selbst
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Die generelle Wirksamkeits-Beurteilung von Psychotherapie bei älteren Menschen und insbesondere diejenige von kombinierter Einzel- und Gruppenpsychotherapie ist sehr gut (vgl. Scogin&McElreath, 1994 oder auch Pinquart, 1998 bzw. Hautzinger, 2002)